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Thema: Off-Topic (sonstige Themen) | ||
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Weihnachten 2010 | ||
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Autor: Bolero Datum: 23.12.10 12:42 Allen nutzern dieser Plattform wünsch ich auf diesem Wege ein fesselndes und/oder besinnliches Weihnachtsfest. Weihnachten- Münster Hauptbahnhof Von Alfons Buttgereit, Enningerloh Ich weiß es noch genau: Es war das dritte Mal, dass ich mit meiner Gemeinde das Weihnachtsfest feiern durfte. Der festliche Gottesdienst am Heiligabend war beendet. Die Gemeinde, Eltern und Kinder, strebten nach Hause. Dort warten der Weihnachtsbaum und der liebevoll bereitete Gabentisch. Im Pfarrhaus war es still. Auf dem Tisch vor mir lagen die Geschenke, die von meinen Geschwistern, von Freunden und Bekannten eingetroffen waren. Aus dem Radio klangen die altvertrauten Weihnachtslieder. Endlich konnte die Anspannung der letzten Tage vor dem Fest von mir abfallen. Doch je mehr ich mich der Ruhe hinzugeben versuchte, umso mehr bemächtigten sich meiner Gedanken, die in der bedrückenden Feststellung endeten: Dieses Mal hatte ich Weihnachten nicht gefunden. In mir war alles leer trotz der Erlösungsbotschaft und den Festgesängen in der übervollen Kirche. Dann war alles nur noch ein Entschluss von Sekunden: Ich drückte auf die Radiotaste, zog Mantel hastig über und setzte mich in mein Auto und fuhr ohne Ziel in den stillsten Abend des zu Ende gehenden Jahres. In Münster stellte ich den Wagen ab, lief mit hochgestelltem Kragen durch immer stiller werdenden Straßen, bis ich durchgefroren in der einzigen offenen Gaststätte im Hauptbahnhof mir etwas Warmes zu trinken bestellte. Es dauerte einige Zeit, bis ich die Menschen um mich herum eingeordnet hatte. Keine angenehme Gesellschaft für meinen bürgerlichen Heiligabend. Aber je mehr ich mir über meine ungewöhnliche Umgebung Klarheit zu verschaffen suchte und mich fragte, woher ich kam und wo ich nun war, umso genauer erkannte ich: Hier war jetzt Bethlehem, an diesem Ort, bei diesen Menschen, in dieser Stunde! Vor mir auf einem Stuhl zusammengesunken, den Kopf auf die Tischplatte gelegt, saß ein junger Ausländer. Sein krauses schwarzes Haar hatte er hinten mit einem Gummiband zusammengebunden. Als der Kellner mir das zweite Glas Punsch hingestellt hatte, sah mich der Inder aus großen Augen an. Es war ihm anzusehen, wie sehr er in seiner dünnen Jacke fror. Ich schob ihn mein Glas hin. Er lächelte mich krampfhaft an und über seine zitternden Lippen kam ein leises „Thank you!“ Was ich dann in den folgenden Stunden aus den zögerlichen Gesprächsfetzen von ihm erfuhr, war eine Geschichte, wie sie nicht typischer für die junge Generation unserer Tage hätte sein können. Es war schon über ein Jahr her, da hatte dieser junge Inder in seiner Heimat mit einem deutschen Mädchen zusammengelebt. Sie war mit Freunden in einem VW- Bus nach Indien gekommen, um dort bei einem Guru fernöstliche Meditation kenne zu lernen. Da der junge Mann aus gutem Hause war, kam es bald zu Zerwürfnissen mit seinen Eltern wegen des Mädchens. Er aber brach sein Studium ab und zog mit seiner Freundin in eine eigene bescheidene Unterkunft. Doch das Glück währte nicht lange. Armut zog ein und die kulturellen Gegensätze waren auf Dauer zu groß. Eines Tages, als er von seiner Arbeit nach Hause kam, da war seine Freundin verschwunden. Sie hatte sich vor Heimweh nach Deutschland abgesetzt. In ihm brach nicht nur das Glück, sondern auch eine ganze Welt zusammen. Doch dann wusste er: Er wollte das Mädchen nicht auf diese Weise verlieren. In einer monatelangen Tramp-Tour war er schließlich nach Deutschland gekommen. In Freiburg wiesen ihn die Eltern des Mädchens an der Haustür kurzerhand ab. Dann war er wochenlang ziellos umhergezogen. Vor Hunger und Kummer ging es mit ihm immer weiter berg ab. Jetzt saß dieser junge Inder im Hauptbahnhof Münster mir gegenüber und klammerte sich an seine letzte Hoffnung: In Kopenhagen gab es in einem Nachtclub eine Band mit einem Schlagzeuger, einem Landsmann von ihm. Zu ihm war er nun unterwegs. Dieser würde ihm auf irgendeine Weise helfen, an Geld zu kommen, so glaubte er, um bald nach Hause zurückfahren zu können. Mein Gefährte der Nacht klagte über Magenschmerzen. Den ganzen Tag hatte er kaum etwas gegessen und in diesem trostlosen Schankraum war zu dieser Stunde nichts Essbares mehr zu bekommen. Er bat mich, mit ihm nach draußen zugehen. Am Bahnhofskiosk brach dann seine ganze Verzweiflung aus ihm heraus. Weinend klammerte er sich an mich und dann kam seine Frage: „Wer bist du eigentlich? Was willst du von mir?“ Als er begriffen hatte, nahm er meine Hände und sagte: „ Oh Father!“ – Sonst nichts. Betrunkene englische Soldaten hatten inzwischen singend von dem Ausschank Besitz ergriffen. Mittlerweile waren fast vier Stunden vergangen und es wurde Zeit für die Abfahrt des Zuges nach Kopenhagen. Auf dem Bahnsteig bat mich mein trostloser Freund um ein Zeichen der Erinnerung. In meiner Brieftasche fand ich ein Andachtsbildchen. Er nahm es und schaute es lange schweigend an. Dann sagte er: „ Yes, I know: Das ist Maria mit ihrem Kind, die in dieser Nacht ihren Sohn geboren hat.“ Der Zug fuhr ein. Niemand entstieg ihm in dieser Nacht. Plötzlich kniete der junge Inder vor mir auf dem Bahnsteig nieder, berührte meine Fußspitzen mit seiner Stirn, richtete sich wieder auf, und als er meine Verwirrung merkte, sagte er: „Das tun wir in Indien, wenn wir jemandem sehr dankbar sind.“ Noch ein kurzer Händedruck, und als ich dem roten Licht des letzten Waggons nachschaute, sprang der Zeiger der Bahnsteiguhr auf viertel vor zwölf. Vom Dom herüber begannen die Glocken zur ersten Christmette zu läuten. Dann stimmten andere Türme mit ein. Wie weit war ich in dieser Stunde von allen Kirchen entfernt! War mir in diesen heimatlosen Umherirrenden an diesem ungastlichen Ort zu dieser mitternächtlichen Stunde nicht Gott begegnet? Wie nahe ist doch Bethlehem. Als ich am Morgen nach dieser Begegnung mit meiner Gemeinde wieder die alten Weihnachtslieder sang vom Christ, dem Retter, da spürte ich, was für eine Gratwanderung unser traditionelles Weihnachten sein kann, wenn es sich in den Gemeinden, in heiligen Messen, in Festgesängen und Wohlsein erschöpft. Bethlehem ist gar nicht so weit! |
RE: Weihnachten 2010 | ||
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Autor: Mystic-Moon Datum: 24.12.10 01:16 Vielen Dank Bolero.. für Dich auch ein wunderschönes Weihnachtsfest !!! |
RE: Weihnachten 2010 | ||
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Autor: sternchen Datum: 24.09.11 22:56 oh |
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